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TSV Vellmar gegen ESG Gensungen / Felsberg 31:26 (12:13)

Vellmar mit starker Abwehr zum Sieg - TSV schlägt Gensungen/Felsberg mit 31:26. Nach 60 Minuten war die kleine Sensation perfekt. Der TSV Vellmar setzte sich im Derby der Handball-Regionalliga der Männer gegen den Favoriten ESG Gensungen/Felsberg mit 31:26 (12:13) durch. Für die Gäste dürfte der Zug Richtung Meisterschaft damit abgefahren sein, die Vellmarer verbesserten sich auf Rang sieben. Und stehen mit 12:10 Punkten kurz vor der Weihnachtspause ausgesprochen gut da.

650 Zuschauer in der Großsporthalle sahen nach dem Derby eine jubelnde Gastgebermannschaft, die das TSV-Maskottchen Willi in die Mitte ihres Jubelkreises stellte und mit und um ihn herum Freudentänze aufführten. Die Gäste aus dem Schwalm-Eder-Kreis stellten sich kurz ihren mitgereisten Fans und verschwanden dann eher lautlos in Richtung Kabine.

Das Handballderby in Vellmar dürfte so recht nach dem Geschmack eines Handballfans gewesen sein. Viele schnelle Ballwechsel, knackige Tore, starke Abwehrreihen und Top-Torhüter.

Nebo Kanizaj (im Wurf) war von der Gensunger Abwehr nicht zu bremsen – seine neun Treffer hatten entscheidenden Anteil am ersten Derbysieg des TSV gegen die ESG seit 10 Jahren. (Foto. Dirk Krug)

Lange Zeit sah es in Vellmar so aus, dass der Favorit aus dem Schwalm-Eder-Kreis die Punkte mitnehmen würde. Zwar konnte sich die Sieben des früheren Fuldatalers Fynn Welch nie klar absetzen, aber die Gensunger demonstrierten Stärke. Waren körperlich präsenter, überlegen in Eins-gegen-eins-Situationen und im Angriff meist einen Schritt schneller.

Mit zunehmender Spielzeit kamen aber die Gastgeber immer besser in Tritt. Vellmar schob in der Abwehr besser, es wurde mehr geredet, im Angriff spielte man gut aus und hatte die technischen Fehler reduziert. Und in den letzten zehn Minuten wurde immer deutlicher, dass die Punkte bei den unermüdlich kämpfenden Vellmarern bleiben. Großes ESG-Manko in dieser Phase war, dass Abwehrchef Hannes Iffert die dritte Zweiminutenstrafe (48.) kassiert hatte.

Das TSV-Torwart-Duo Tom Scholler und Christian Gumula (hier im Bild mit Maskottchen Willi) lieferte abermals eine blitzsaubere Leistung und zog der ESG den Zahn. (Foto: Dirk Krug)

Beim TSV Vellmar war Tom Scholler in der 21. Minute für Christian Gumula ins Tor gekommen und hatte seine Mannschaft im Spiel gehalten. In der Schlussphase kam Gumula zurück und hielt zum Einstand gleich einen Siebenmeter. Beide Torhüter legten mit ihren 26 Paraden den Grundstein zum Sieg. „Wir sind mit dem Selbstvertrauen der letzten beide Siege in das Derby gegangen. Und wir haben uns in der Abwehr enorm gesteigert, das war wichtig“, sagte Tom Scholler. Und Freddy Drönner sprach von einem verdienten Sieg der gesamten Mannschaft. TSV-Trainer Abraham Rochel, der seine Abwehr und die Torhüter lobte, freute sich über „zwei wichtige Punkte in einem tollen Spiel nach einer kollektiven Leistung“. (von Peter Fritschler aus HNA Kassel)

TSV: Gumula, Scholler; Kanizaj 9, Stein, Hujer, Perez 2, Lücking, Schopf, Adam 2, Badenheuer 1, Koch 3, Nacher 8/1, Willrich, Drönner 6

ESG: Kowalski, Ullrich; Iffert 5, Sonnenschein 1, Kindl, Seibert 1, Pickenhahn 2, Bitter 2, Wachs 2, Schmidt 10/3, Jedinak 1, Lippold 1, Berninger 1, Rossel

Torfolge: 6:9 (18.), 10:12 (23.), 18:17 (41.), 23:20 (51.), 26:23 (56.), 29:24 (59.)

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Bericht aus der Fritzlar-Homberger Allgemeine (von Gerd Brehm)

Gensungen geht in Vellmar unter - ESG-Trainer Welch ratlos über Leistungsabfall nach der Pause

Wenn die anderen feiern. Einen 31:26 (12:13)-Sieg bejubeln, in der Glückseligkeit ihrer Fans baden. Genau das musste die ESG Gensungen/Felsberg, eigentlich der Favorit, nach dem Nordhessenduell der Handball-Regionalliga beim TSV Vellmar auf sich wirken lassen. Spieler und Trainer der Edertaler ertrugen es mit Anstand. Hilfreich dabei: Der Trost der mitgereisten ESG-Fans, die ihrer Mannschaft der vierten Saisonniederlage zum Trotz applaudierten.

War auch von vier Abwehrspielern gleichzeitig nur selten zu stoppen: Arturo Nácher Selma (Mitte). (Foto. Dirk Krug)

Gefasst und enttäuscht reagierte Trainer Fynn Welch. Darüber ratlos sinnierend, „warum alles, was in der ersten Hälfte gut funktionierte, nach dem Wechsel bei uns nicht nicht mehr klappte.“ Dabei hatten seine Schützlinge durchaus die Chance, die Partie in ruhigere, ihnen genehmere Bahnen zu lenken. Denn Adams ersten Vellmarer Führungstreffer zum 5:4 (10.) beantworteten die Gäste mit einem 3:0-Lauf zum 5:7 (13.), Hannes Iffert und Marion Seibert erhöhten gar auf 6:9 (17.) bzw. 7:10 (18.).

Die „Väter“ der zwischenzeitlichen Gensunger Überlegenheit war der bestens aufgelegte Vince Schmidt, der nach zehn Minuten (für Bitter) in den rechten Rückraum rückte und sowohl mit seinen Würfen aus der zweiten Reihe wie auch mit seinen Durchbrüchen glänzte. Und Torwart Ullrich, der allein in der ersten Hälfte mit elf Paraden seinen Kollegen Christian Gumula klar ausstach.

Knapp 700 Zuschauer bildeten einen würdigen Rahmen für das Nord-Derby in der Regionalliga Hessen zwischen dem TSV Vellmar und der ESG Gensungen / Felsberg. (Foto. Dirk Krug)

Trotzdem kamen die Gastgeber zurück. Der Rückraumrechte Kanizaj taute auf, löste sich aus der Umklammerungs des Ex-Vellmarers Berninger und brachte seine Mannschaft, die zudem von einigen Zeitstrafen der ESG profitierte, wieder heran. Kreisläufer Badenheuer gelang sogar der Ausgleich zum 12:12 (26.). Torjäger Schmidt antwortete mit einem verwandelten Siebenmeter - eine Führung, die die Gäste trotz doppelter Unterzahl (Schmidt, Iffert) in die Pause retteten, weil Arturo NácherSelma und Nebojsa Kanizaj vom Punkt an Erik Ullrich scheiterten.

Die aufgeladene Ouvertüre für eine noch spannendere zweite Hälfte, in der der Außenseiter immer mehr die Oberhand gewann. Knackpunkt des Spiels war wohl die dritte Zeitstrafe für ESG-Abwehrchef Iffert (48.), womit die Gäste-Deckung noch mehr an Stabilität und Kompaktheit einbüßte.

Ein gefundenes Fressen für den quirligen Frederik Drönner, der prächtig mit dem torgefährlichen Regisseur Nacher harmonierte und die sich bietenden Lücken konsequent nutzte. So bescherten drei Tore in Folge den Vellmarern eine 27:23-Führung drei Minuten vor Schluss. Die Entscheidung, abgerundet durch Kanizajs neunten Treffer zum 29:24 (58:02). Gefolgt von einer Partie mit glücklichen und traurigen Gästen.